Bist du das Land, in dem einst Marx geschrieben,
das Schillers Freiheitsglut entfacht?
Gefesselt hat man mich hierher getrieben;
zum Sklaven haben Deutsche mich gemacht.
Wo ist dein strahlendes „Rot Front!“ geblieben?
Wohin verschwand der Revolutionär?
Warum hat man mich hier brutal geprügelt,
mich, der ich gern ein Sohn der Klara wär?!
Hab ich dich etwa so mir ausgemalt,
als ich an Goethes Werken mich berauscht?
In welchem Saal in diesem Land erstrahlt
Beethovens Klang, dem ich gebannt gelauscht?
Der Heines Verse liebt, dem legt man jetzt
in Heines Heimat Eisenfesseln an,
der leckt das Eis vom Kerkergitternetz,
wo Karls und Rosas warmes Blut verrann.
Ich seh kein Sonnenlicht, seh Wolken bloß,
seh Blut und Tränen über deinem Land,
kenn deine Schlösser nicht, kenn nur das Schloß
vor Zellen, das auch Thälmann gut gekannt.
Schleppt - wie einst Karl und Rosa - diese Meute
auch mich nach langen Tagen voller Qual
bei Nacht und Nebel fort, wirft meine Leiche
von einer Brücke dann in den Kanal?
Wo seid ihr, die ihr Heines Vers gekannt,
die ihr von Marx’ und Engels’ Werken wißt?
Wo seid ihr, aufgewachsen in dem Land,
in dem ein Held wie „Tell“ entstanden ist?!
Wer ist ein Sohn der Zetkin? Wer ist ein
Genosse Thälmanns, will sein Erbe sein?
Hört unsern Ruf, die Freiheit zu befrein!
Erhebt euch! Schlagt die Kerkertore ein!
Formiert euch, Proletarier, schließt die Reihn
und singt wie einst in jenem stolzen Jahr!
Die Faust reckt hoch! Was sie auch immer schrein -
grüßt mit „Rot Front!“, so wie es früher war.
Dem Adler dreht den Hals um, brecht die Schwingen,
daß Sonne aufgeht überm Land Alman,
daß Thälmann wieder stehe auf Tribünen,
daß Marx’ und Heines Wort euch finden kann.
Wer ist ein Sohn der Zetkin? Wer ist ein
Genosse Thälmanns, will sein Erbe sein?
Hört unsern Ruf, die Wahrheit zu befrein!
Erhebt euch! Schlagt die Kerkertore ein!
19 декабря 1943