Wär ich frei

Category: Poetry
Wenn ich eine Schwalbe wär,
flügelleicht, nicht erdenschwer,
nach der Nacht mit ihrem Dunkel
und dem goldnen Sterngefunkel,
flöge ich, ein Pfeil, geschwind,
mit dem Morgentot, dem Wind,
hin zu euch, mein Haus, mein Kind.

Als ein goldgeschuppter Fisch,
in den Wellen, kühl und frisch,
eilte ich, den Strom entlang,
schnell zu dir, im Wogendrang;
wenn das Wasser zornig kocht,
sich die Ufer unterjocht....
meine Lilie, zierlich schlank.

Wäre ich ein feurig Pferd,
stolz und aller Ehren wert -
wärest du mir noch so fern —
wenn der Tau den Rasen näßt,
Wind die Zügel fallen läßt,
Tschulpan du, mein Morgenstern,
käme ich zu dir so gern.

Nein, das stimmt nicht: Wär ich frei,
wäre ich bestimmt dabei.
Mit dem Säbel, dem Gewehr,
ist auch Sterben nicht zu schwer.
Heimat du, mein Vaterland!
Mit der Waffe in der Hand
schützt’ ich dich, im Feuerbrand.
1942