Die launenhafte Geliebte

Category: Poetry
Die launenhafte, arg verzogne Schöne
sprach eines Tages zu dem Königssohn:
„Beweise mir, daß du mich liebst, Verwöhne!
Bring deines Bruders Kopf als Liebeslohn.“

Und der Dshigit, nicht fähig, klar zu denken,
ihr sklavisch unterworfen, ging, erschlug
den eignen Bruder, bösem Sinn zu schenken
des liebsten Menschen Haupt, wie einen Krug.

Sie nahm den Kopf wie eine ihrer Schalen
und füllte ihn mit Gift und sagte: „Trink,
hier diese Labe deiner Lust und Qualen.“
Er tat es — wie verzaubert - und verging.

O schöne Welt, auch meines Herzens Tugend
war, dich zu lieben, viel zu sehr vielleicht.
Du aber hast den Schädel meiner Jugend
mit Gift gefüllt und mir als Trank gereicht.
August 1943