„50 wurde der Stahl gehärtet“,
Nikolai Ostrowski!
Ich hatte mir den Bart noch nie geschoren,
als ich im Vorjahr fortging von zu Haus:
nun drückt mich Leid, es türmen sich die Sorgen,
als hielt’ ich sechzig Jahr und mehr schon aus.
Was ich in diesen Monaten erfahren,
verheert das Hirn, macht mir das Herze heiß.
Bin zwanzig erst, doch im Gesicht stehn Falten,
bin zwanzig erst, doch sind die Haare weiß.
Die Last von Pulverdampf und Blut und Tränen
fiel auf die Füße mir, konnt nicht mehr stehn,
nachdem die Mine jäh mich umgeworfen;
bin zwanzig erst und muß an Krücken gehn.
In meinen Augen findet sich kein Rest
von jungenhafter Unbekümmertheit.
Die Augenbrauen fliegen nicht mehr hoch
in jugendlicher Lust auf heißen Streit.
Verhärtet ist das Herz, und mein Gesicht
von dunklem Ernst, von Traurigkeit durchwebt.
Die Jugend ist verflammt wie Pulverdampf,
drei ganze Monate hat sie gelebt.
Ach, Jugend, wo sind deine Mondscheinnächte,
wo ist dein strahlend blauer Liebesblick?
Mit Blut und Tränen bist du rasch verronnen,
am Don, im Schützenloch, bliebst du zurück.
Nicht in der Dämmerung die Nachtigall
hat uns entrückt, es war der Sturm der Schlacht.
Ich hab die Jugend dem errungnen Land
als blutig rote Fahne dargebracht.
Doch nie und nimmer werd ich es bereun,
wenn ich mein Vaterland nur siegreich weiß;
und könnte hundertmal die Jugend sein,
ich gäb sie hundertmal für diesen Preis.
Der Jugend wachsen in den Stürmen Flügel,
sie schwingt sich auf und steigt, emporgetragen.
Die Alten werden einst davon erzählen,
die Jungen werden’s staunend weitersagen.
Wir schlugen uns durch Brände und durch Fluten.
Wir trugen durch die Schlachten das Fanal
des Menschenrechtes. So verging die Jugend.
Wie sie verging, so härtet sich der Stahl.